Trauerretreat – Ein Tag für das, was bleibt
- Theres Kirisits
- 3. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Okt.
Gemeinsam trauern. Gemeinsam erinnern. Gemeinsam essen.
Am 31. August 2025 durfte ich in meiner Heimat im Burgenland, Österreich, ein Day Retreat für zwölf Menschen begleiten, die mit Verlusten leben – Verluste von Müttern oder Vätern, Großeltern, Freund*innen oder anderen wichtigen Menschen. Auch Abschiede durch Trennungen hatten hier ihren Platz. Dieser Tag war gefüllt mit allem, was zur Trauer gehört: Tränen und Lachen, Reden und Schweigen, gemeinsames Essen und Gestalten. Alles durfte sein, nichts musste weggedrückt werden.
Der Tag folgte einem liebevoll gestalteten Ablauf, der Halt gab und zugleich Raum ließ für das, was entstehen durfte:
Ankommen in Ruhe und Gemütlichkeit – Wenn man ein Day Retreat oder andere Veranstaltungen betritt, entstehen oft Fragen: Wie wird die Dynamik in der Gruppe sein? Kenne ich jemanden? Fühle ich mich in den Räumlichkeiten wohl? Genau deshalb war es mir besonders wichtig, genügend Zeit zu geben, um den Raum bewusst zu spüren und die Menschen um sich herum in Ruhe wahrzunehmen.
Einführungsrunde – Jede*r brachte etwas Persönliches mit: einen Gegenstand, eine Erinnerung oder eine Geschichte, die mit der geliebten Person verbunden war, und teilte dies in der Runde. Dadurch entstand eine wunderschöne Basis für den Tag, denn so wurde auch Raum für die Menschen geschaffen, die heute so schmerzlich fehlen.
Trauer-Schüttelmeditation – Trauer betrifft den ganzen Menschen. Unser Körper trägt oft mehr, als wir denken. In dieser Meditation durfte die angestaute Last für einen Moment losgelassen und in Bewegung gebracht werden. Danach fühlte sich der Körper spürbar leichter und freier an.
Gemeinsames Essen im Garten – Das gemeinsame Mahl wurde zu einem wichtigen Teil des Tages. Essen nährt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Am langen Tisch im Garten entstand Verbindung – mal im lebendigen Austausch, mal in wohltuender Stille. Dieses Miteinander hat uns spüren lassen, dass wir getragen sind und niemand allein durch die Trauer gehen muss.
Individuelles Erinnerungsritual – In einem ganz persönlichen Moment durften die Teilnehmenden ihre Wünsche und Erinnerungen in einem Anhänger sammeln. Dieses Symbol wurde zu einem kostbaren Begleiter, der die Verbindung zu den geliebten Menschen sichtbar und spürbar macht.
Abschlussrunde – Zum Ausklang zog jede Person eine Karte aus „das was bleibt“. Darüber hinaus überreichte ich eine Kerze, eine von mir handgeschriebene Karte, einen Gutschein für ein bis drei Trauerbegleitungen sowie Karten und einen Sticker mit den Worten: „voll schön, dass wir gleichzeitig leben“. Diese Gesten sollten ein Licht für den weiteren Weg sein und zugleich ein Zeichen dafür, dass jede Geschichte gesehen und gewürdigt wurde.
Trauerretreat: Ein Raum für Trauer und für Menschlichkeit
Trauer ist kein geradliniger Prozess. Manchmal fühlt sie sich an wie ein schwerer Stein im Rucksack, manchmal wie eine Welle, die plötzlich kommt, manchmal wie eine Stille, die alles einhüllt. Oft hören wir Sätze wie „Die Zeit heilt alle Wunden“ oder „Du musst loslassen“ – doch wer hat gesagt, dass es Regeln gibt? Ich glaube nicht an Ratschläge. Ich glaube an aktives Zuhören. An Räume, in denen alles Platz haben darf.
So wurde dieses Trauerretreat zu einem geschützten Ort, in dem jede*r so sein durfte, wie er oder sie gerade war – mit der eigenen Geschichte, mit eigenem Tempo und Schmerz. Es ging nicht darum, etwas zu lösen. Es ging darum, präsent zu sein mit dem, was bleibt.
Rituale, Begegnungen und Dankbarkeit
Die Teilnehmenden haben neue Perspektiven gefunden, hilfreiche Tools kennengelernt, bewegende Erkenntnisse gesammelt und vor allem haben wir uns gesehen und gezeigt: menschlich, verletzlich, verbunden. Gemeinsam haben wir gegessen, Erinnerungsrituale gestaltet, Karten gezogen und eine Kerze als Zeichen der Liebe und Erinnerung mit auf den Weg genommen.
Magische Momente entstanden, als die Gruppe den Raum betrat: ein Leuchten in den Augen, Dankbarkeit in der Stille, eine Leichtigkeit, die sich im Raum ausbreitete. Möglich war das nur, weil Menschen mir vertrauen und an meine Arbeit glauben.
Mein tiefster Dank gilt auch allen, die diesen Tag unterstützt haben – von den wundervollen Partner*innen der Goodie Bags bis zu meiner Mama und meiner Freundin Sandra, die bis spät in die Nacht mit mir vorbereitet, gekocht und gestaltet haben.

Dieses Retreat hat mir wieder gezeigt: Verluste verändern uns – doch wenn wir ihnen gemeinsam begegnen, finden wir Halt, Verständnis und vielleicht auch ein Stück Frieden.
Jeder Mensch ist einzigartig – jede Gruppe auch
Um mich bestmöglich auf den Tag vorzubereiten, habe ich vorab über einen Fragebogen die wichtigsten Informationen der Teilnehmenden gesammelt. So konnte ich mich auf jede einzelne Person und gleichzeitig auf die Gruppe als Ganzes einlassen. Dadurch hatte ich ein Gefühl dafür, welche Themen im Raum sein könnten und worauf ich besonders achten sollte. Jeder Mensch ist einzigartig, jede Gruppe bringt ihre eigene Dynamik mit. Mit meiner Intuition, inneren Gelassenheit und tiefen Verbundenheit ist es mir gelungen, einen Raum zu schaffen, der von den Teilnehmenden als sehr positiv und wertvoll empfunden wurde. Einige Rückmeldungen aus den Fragebögen, die ich nach dem Day Retreat erhalten habe, möchte ich hier gerne teilen – sie zeigen, wie viel in Bewegung kommen kann, wenn wir gemeinsam einen geschützten Raum für Trauer öffnen.
Wie die Teilnehmenden das Day Retreat erlebt haben
⭐⭐⭐⭐⭐ Theres macht ihre Arbeit unglaublich! Sie liebt was sie tut, das spürt man sofort. Ihre einfühlsame, beruhigende und bestärkende Art gibt einem in der Trauer genau das, was einem fehlt. Im August durfte ich bei einem Trauerworkshop dabei sein - und was soll ich sagen.. es war berührend, energetisch und dennoch fühlte ich mich mit den anderen Teilnehmern verbunden. Es war ein sicherer Ort um sich fallen zu lassen. Wenn man jemanden sucht, der einem Halt und Verständnis entgegenbringt, ist man bei Theres an der richtigen Stelle! Hanna
⭐⭐⭐⭐⭐ Jedes Mal aufs Neue eine schöne und lehrreiche Erfahrung. Ich habe schon an mehreren Meditationen und einem Trauer-Retreat bei Theres teilgenommen und bin begeistert. Ich kenne keine andere Person außer Theres, die so einfühlsam mit Trauer und Gefühlen umgehen kann und einem trotzdem den Raum lässt, den man braucht. Man lernt bei jedem Besuch dazu. Sarah
⭐⭐⭐⭐⭐ Der Vortrag vom 31.8. hat mich auf eine Weise berührt, die ich kaum in Worte fassen kann. Seit dem Tod meines Vaters am 8.5. trage ich viele Fragen, Gedanken und Gefühle in mir, für die es oft keinen Raum gibt oder keine Worte. In deinem Workshop, liebe Theres, habe ich das Gefühl gehabt, dass all das da sein darf – ohne Druck, ohne Bewertung. Du hast nicht nur Wissen weitergegeben, sondern auch etwas viel Wertvolles: eine Haltung der Achtsamkeit, des Mitgefühls und der Offenheit. Deine Arbeit ist so wichtig, und sie wirkt weiter – auch still und leise in meinem Herzen und in den Herzen vieler Menschen. Susi
Von Herzen danke an Martina Nell für die wundervollen Bilder, die diesen Tag so besonders festhalten.
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