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t.rau*raum - Theres Kirisits

Der Tod der Eltern

Wie es ist, ohne die Menschen weiterzuleben, die einen ins Leben begleitet haben – und wie Trauerbegleitung Halt geben kann.


Ich durfte Nadja begleiten, die um beide Elternteile trauert – ihre Mutter ist am 9. Oktober 2010 verstorben, ihr Vater am 1. Februar 2024.

In diesem sehr persönlichen und ehrlichen Interview erzählt sie, warum sie sich für eine Trauerbegleitung bei mir entschieden hat, was ihr die gemeinsame Arbeit gegeben hat und wie sie diesen Weg erlebt hat.

Ich fühle mich tief geehrt, dass ich sie in dieser intensiven Zeit begleiten durfte – und bin dankbar, dass sie ihre Gedanken mit uns teilt, um sichtbar zu machen, was Trauerbegleitung bedeuten kann. Vielleicht kannst auch du dich in ihren Worten ein Stück weit wiederfinden.


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Warum hast du dir Unterstützung gesucht?


Ich habe mir nach etwa einem halben Jahr nach dem Tod von meinem Vater Unterstützung gesucht, weil ich mich oft innerlich wie gelähmt fühlte. Ich bin arbeiten gegangen und habe versucht, mich um meine Familie zu kümmern, wurde aber mehrmals pro Woche für mehrere Stunden komplett ausgebremst, das heißt ich lag nur noch lethargisch auf der Couch, oft kamen mir immer wieder die Tränen, und ich war zu nichts in der Lage. Mein Mann hat mir zugehört und mir so gut es ging den Rücken freigehalten und meine Freundinnen hatten so oft es ging Zeit für mich und enorm viel Verständnis und immer offene Ohren, aber im Alltag wurde ich trotzdem von meinen Gefühlen übermannt. Eine Freundin riet mir dann, mich doch nach einer Trauerbegleitung umzusehen.


Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich meinem älteren Sohn, der 9 Jahre alt ist, nicht die Unterstützung und den Rückhalt in seiner Trauer um seine Großeltern geben konnte, wie ich es gern wollte. Das war auch ein wichtiger Grund für mich, mir Rat zu suchen.



Wie hat dir die Trauerbegleitung geholfen?


Schon der Schritt, sich eine Trauerbegleitung zu suchen, hat Erleichterung in mir ausgelöst. Vermutlich hat das mit der Selbstermächtigung zu tun, die dadurch stattfand: Ich fühlte mich weniger meinen Gefühlen ausgeliefert, sondern hatte vielmehr einen vielversprechenden Weg vor Augen, meine Gefühle und die Situation “in den Griff” zu bekommen.  


Die Treffen mit dir haben dann innerlich sehr viel in mir in Bewegung gebracht. Nach dem ersten Treffen hatte ich das Gefühl, dass alles Feste in mir, alles was festgefahren war und sich wie Bodensatz angefühlt hat, der immer weiter anwuchs, wieder floß, in Bewegung kam. Eigentlich hatte ich nach jedem Gespräch mit dir dieses Gefühl. Besonders nach dem ersten Treffen hatte ich folgendes Bild vor Augen (ich hatte dir das glaube ich mal geschrieben): Ich kam mit einem für mich sehr schweren Rucksack zur Trauerbegleitung und dort konnte ich den Rucksack mal abstellen, mit deiner Hilfe den Inhalt etwas neu ordnen, sodass ich danach mit mehr Kraft wieder besser ein Stück weitergehen konnte und das schwere Gepäck sich nicht mehr ganz so unbequem angefühlt hat, obwohl es natürlich immer noch da war.


Ich konnte bei der Trauerbegleitung über Dinge sprechen, die mich belastet haben und mir wurden konkrete Strategien an die Hand gegeben, wie ich mit diesen Dingen umgehen kann.

Außerdem konnte ich mit dir herausfinden, was ich im Alltag machen kann, um nicht mehr dieses Gefühl des Ausgeliefertseins zu haben.


Toll fand ich dabei auch, dass du meine konkrete Situation absolut berücksichtigt hat: Als Mutter von zwei relativ kleinen Kindern bin ich im Alltag ziemlich eingespannt. Bestimmte Dinge lassen sich aufgrund der begrenzten Zeit nur begrenzt umsetzen. Du hast mir immer Möglichkeiten aufgezeigt, die realistisch waren, so dass ich diese Impulse auch wirklich für mich nutzen konnte. 


Für meinen Sohn hattest du auch konkrete Vorschläge, wie wir gemeinsam mit seiner Trauer umgehen können. Diese Vorschläge haben enorm geholfen und ihm Erleichterung gebracht und somit auch mir.



Könntest du ein wenig darüber erzählen, in welcher Situation du dich befunden hast, als du den Weg zu mir gefunden hast? Welche Herausforderungen hast du zu diesem Zeitpunkt erlebt, und was hat dich in deiner Trauer am meisten belastet?


Wie gesagt, ich habe etwa ein halbes Jahr nach dem Tod meines Vaters beschlossen, nach einer Trauerbegleitung zu suchen. Ich war zu diesem Zeitpunkt 45 Jahre alt, verheiratet, meine zwei Söhne waren 9 und 6 Jahre alt. Ich hatte einen Job mit 35 Stunden pro Woche und war in meinem Alltag durch Job und Familie stark eingebunden.


Ich hatte ja schon geschrieben, dass mein Mann und meine Freundinnen für mich da waren und offene Ohren hatten, aber eine Schwierigkeit dabei war, dass ich gar nicht so genau wusste, was ich erzählen soll. Da war einfach diese enorme Trauer, diese dunkle Wolke, die mich ausgebremst und gelähmt und niedergedrückt hat. Mein Vater hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs und diese Diagnose kam sehr plötzlich bzw. sein Zustand hat sich nach der Diagnose wahnsinnig schnell verschlechtert. Mein Bruder und ich haben uns hauptsächlich um unseren Vater gekümmert. Das Ganze war enorm herausfordernd sowohl emotional als auch organisatorisch und es hat sich angefühlt wie eine extreme Abwärtsfahrt mit einer Achterbahn. Drei Monate nach der Diagnose ist mein Vater gestorben. An diese letzte Zeit musste ich ganz viel nach seinem Tod denken, da ging mir vieles durch den Kopf. Dazu kam die Sehnsucht nach meinem Vater und auch immernoch nach meiner Mutter. Wir waren sehr eng miteinander und dass diese lieben Menschen nun nicht mehr da sind, war und ist furchtbar für mich. 


Da auch mein Schwiegervater im Frühjahr 2024 gestorben ist, spielte auch das Thema Vergänglichkeit innerlich bei mir eine große Rolle und die Tatsache, dass mir massiv vor Augen gestellt wurde, wie kostbar das Leben ist. Wie verbringt man sein Leben sinnvoll bzw. so, dass man am Ende zufrieden loslassen kann? Diese Frage beschäftigt mich immer noch massiv. Natürlich gab es diese Frage schon immer in meinem Leben, aber durch den Tod meiner Eltern rückte sie mehr in den Vordergrund, wurde drängender, erzeugt(e) viel mehr Druck.


Ich kann diese einzelnen Themen, die mich vor der Trauerbegleitung beschäftigt haben, jetzt hier aufzählen, aber vor der Trauerbegleitung hätte ich das nicht so differenziert gekonnt, da war das alles nur ein einziger Gedanken-Kloß, der in mir vor sich hin schwoll und immer schwerer wurde und den ich allein nicht aufdröseln konnte. 


Außerdem wollte ich meinen Kindern eine Unterstützung sein und ich hatte das Gefühl, dass ich das nicht genug leisten konnte. Ich kam dabei immer wieder an den Punkt, wo ich hilflos war und nicht weiterwusste.


Das alles zusammen hat mich richtig niedergedrückt und mich gefühlt handlungsunfähig gemacht. Oft war ich auch wütend und habe mich in Situationen mit meinen Kindern oder meinem Mann zu ungeduldig verhalten, weil ich mit mir nicht im Reinen war und versucht habe, die Trauer runterzudrücken. 



Was war für dich ausschlaggebend, Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen? Gab es einen bestimmten Moment oder ein Gefühl, das dich zu diesem Schritt bewegt hat?


Ich hatte schon öfter mit dem Gedanken gespielt, eine Trauerbegleitung zu suchen oder eine Trauergruppe. Ich hatte aber Hemmungen, weil ich dachte, dass das, was passiert war, ja nunmal der Gang der Dinge ist. Für mich persönlich waren die Geschehnisse zwar furchtbar und traurig, aber objektiv gesehen sind sie völlig banal. Es gibt so viele traurige Schicksale, im Vergleich dazu ist das, was mir passiert ist, nicht “schlimm” genug, dachte ich.


Bei einem Treffen mit einer Freundin hat diese mich dann wieder einmal gefragt, ob ich mir nicht eine Trauerbegleitung suchen möchte. In ihrem Leben sind auch schon einige enge und liebe Menschen gestorben und sie ist der Meinung, dass jeder Trauernde grundsätzlich Anspruch auf eine Trauerbegleitung haben sollte, weil der Tod für die, die zurück bleiben, so existentiell und einschneidend ist und einen so umhauen kann, dass man jemanden Professionelles an seiner Seite haben sollte.


Letztendlich hat dieses Gespräch dazu geführt, dass ich angefangen habe, mich nach einer Trauerbegleitung umzusehen. Dabei fand ich es schwierig, jemanden zu finden. Das hat ja auch ganz viel mit Vertrauen zu tun. Da ich generell zu dieser Zeit viele Podcasts zum Thema Trauer gehört habe, bin ich in einem Podcast auf ein Interview mit dir gestoßen. Ich habe sofort eine Verbindung gespürt, deine Art und die Dinge, die du gesagt hast, haben mich enorm berührt. Ich habe dann geschaut, wo du die Begleitung anbietest und voller Freude festgestellt, dass du in Berlin wohnst. Da habe ich mir ein Herz gefasst und dir sofort geschrieben. 


Besonders fand ich dabei auch, dass du als Kind ein einschneidendes Erlebnis mit Trauer hattest. Das war für mich auch wichtig im Hinblick auf mein Kind. Ich konnte daraus ableiten, dass du nachfühlen und verstehen kannst, wie ein Kind sich in einer solchen Situation fühlt. Und ich hatte ganz stark das Gefühl, dass du nichts verurteilst, dass du im Prinzip Verständnis für jede Art von Trauer hast, sodass ich bei dir mit meiner Geschichte, obwohl sie “nur” dem “normalen Gang der Dinge” entspricht, trotzdem gut aufgehoben bin.



Wie würdest du die ersten Momente und Treffen beschreiben? Was hast du in den Gesprächen über dich oder deine Trauer gelernt? Gibt es spezielle Methoden oder Gespräche aus unserer Begleitung, die dir besonders geholfen haben, deine Trauer zu integrieren?


Vor dem ersten Treffen war ich ziemlich aufgeregt, gleichzeitig hatte ich keinerlei Zweifel, dass ich bei dir gut aufgehoben bin. Aufgeregt war ich (und bin es in gewisser Weise immer noch vor den Gesprächen mit dir), weil die Beschäftigung mit der Trauer auch unbequem ist. Man geht in gewisser Weise aus seiner Komfortzone heraus. Gefühle zuzulassen, zu weinen, sich der Trauer zu stellen empfinde ich nicht immer als leicht. Daher kam eine leichte Nervosität, weil es nun vielleicht ans Eingemachte gehen würde.


Das vertrauensvolle Gefühl, dass ich schon vor unserem ersten Gespräch hatte, hat sich im Gespräch ganz schnell noch mehr gesteigert. Du hast mir durch deine Worte so wunderbar nochmal die Bestätigung gegeben, dass ich sicher bei dir bin und dass wir absolut auf Augenhöhe miteinander reden. Dadurch habe ich mich sofort enorm wohlgefühlt mit dir. Du hast mir das Gefühl gegeben, dass wir diese quälende Sache, die Trauer, nun angehen, das hat sich sehr gut angefühlt, so als würdest du mich an die Hand nehmen und mich da durchführen. Das war enorm erleichternd und hat total viel Druck genommen. 


Ich fand es unheimlich hilfreich, dass du mir konkrete Methoden (die EFT-Klopftechnik, Schreiben) genannt hast, die ich anwenden konnte, zum einen, wenn mich die Trauer überfällt aber auch als tägliche Übung, um meine verschiedenen Gefühle integrieren zu können. Dadurch habe ich erfahren und gelernt und vor allem verinnerlicht, dass ich handlungsfähig und nicht ausgeliefert bin. 


Nicht zuletzt war auch ein Gespräch, in dem wir auf einen Schlüsselmoment aus meiner Kindheit gekommen sind, sehr sehr aufschlussreich und hat viel in mir ausgelöst und in Bewegung gebracht und mich letztendlich gestärkt.



Wie hat sich dein Gefühl zur Trauer während der Begleitung entwickelt? Was hat dir besonders geholfen, neue Perspektiven zu gewinnen oder die Trauer anders zu erleben? Inwiefern hat sich das raue Gefühl der Trauer mit der Zeit verändert? Hast du dadurch neue Träume oder Wünsche für die Zukunft entwickelt?


Mir wurde durch unsere Gespräche nochmal bewusster, dass Positives und Negatives fast immer gleichzeitig existieren. Ich konnte durch unsere Gespräche den Fokus wieder mehr auf die positiven Aspekte lenken, auf Dankbarkeit, und habe mich nicht mehr so beherrscht gefühlt von den negativen Aspekten. Auch meine Spiritualität hat sich nochmal verstärkt und mich dadurch gestärkt, weil ich mich durch sie mehr in Verbindung mit meinen Eltern fühle. 


Meine Trauer ist für mich irgendwie vertrauter geworden. Sie hat mich seit Beginn der Trauerbegleitung nicht mehr komplett ausgebremst und gelähmt. Das “Aufdröseln” hat mir enorm geholfen, mich nicht mehr hilflos und ausgeliefert zu fühlen.


Ein absoluter Gewinn ist das Schreiben für mich geworden. Ich merke, dass mir das sehr guttut und das ich dabei noch viel ausprobieren möchte.


Die kommende Zeit könnte schwierig werden, weil sich der Zeitpunkt der Diagnosestellung von meinem Vater und die furchtbare Zeit der schlimmen Krankheit nun jährt, weil sein Geburtstag kommt und die Feiertage. Das Licht, die Luft, die Novemberstimmung, alles triggert mich irgendwie und macht mich oft melancholisch. Aber ich weiß, dass ich jederzeit mit dir sprechen und einen Termin mit dir ausmachen kann, und das gibt mir innerlich starken Halt.


Was sich auch nochmal verändert hat, weil es noch stärker geworden ist, ist das drängende Gefühl, mein Leben sinnvoll zu verbringen und nicht zu vergeuden, so dass ich am Ende meines Lebens nichts bereue. Zur Zeit empfinde ich diesen Druck fast schon als zu stark, andererseits führt aber nur das ja dann dazu, dass man sich dem auch stellt und wirklich tätig wird.  



Wie hat die Trauerbegleitung dein Umfeld, insbesondere deine Familie, beeinflusst? Gab es Veränderungen im Umgang miteinander oder in der Kommunikation über die Trauer? Gab es Erkenntnisse, die deine Familie durch deine eigene Integration und Begleitung gewonnen hat, die sich positiv auf euer Miteinander ausgewirkt haben?


Für uns als Familie war es sehr gut, dass ich die Trauerbegleitung gemacht habe. Ich bin seitdem ausgeglichener und wieder mehr in meiner Mitte. Wir reden nach viel vor viel über meine Eltern, wir erinnern uns gemeinsam. Das abendliche Ritual meines Sohnes, das ich durch die Trauerbegleitung mit ihm angefangen habe (er schreibt jeden Abend einen kleinen Brief an Oma und Opa und erzählt ihnen darin von seinem Tag) möchte mittlerweile auch mein kleiner Sohn machen, er malt nun jeden Abend ein Bild. Mit meinem Mann tausche ich mich aus, ich erzähle ihm von meinen Gedanken und von dem, was mich beschäftigt.


Die familiäre Situation ist insgesamt gelöster, wir sind alle immer wieder traurig, aber wir versuchen, die Trauer mit Ritualen und Unternehmungen (gemeinsame Besuche auf dem Friedhof, Steine bemalen fürs Grab, schöne Tannenzapfen oder Muscheln suchen fürs Grab) umzuwandeln oder zu kanalisieren.


Ich hoffe, dass meine Kinder mitbekommen und für sich verinnerlichen, dass man sich in einer Krise nicht als Spielball begreifen bzw. sich nicht ausgeliefert fühlen muss, sondern dass man versuchen kann, aktiv gegenzusteuern und dass man sich Hilfe suchen kann. Gefühle zuzulassen ist für sie hoffentlich selbstverständlich.


Mein Arbeitsumfeld profitiert ebenfalls von der Trauerbegleitung. Seit ich die Begleitung mache, habe ich eindeutig wieder stärkere Nerven. Stressige Situationen werfen mich nicht mehr so schnell aus der Bahn, ich bin insgesamt stabiler.



Was würdest du sagen, hat dir die Trauerbegleitung für dein Leben gebracht, auch über die Zeit der intensiven Trauer hinaus? Hast du durch die Begleitung auch Ressourcen oder Stärken in dir entdeckt, die dir heute weiterhelfen? Inwiefern hat sich dein Blick auf das Leben, das Abschiednehmen und vielleicht auch auf zukünftige Herausforderungen verändert?


Die positive Erfahrung der Selbstbemächtigung, die ich durch die Trauerbegleitung gemacht habe, hilft mir sicherlich grundsätzlich in meinem Leben. Ich bin aber vielleicht noch zu dicht dran, als dass ich diese Frage im Moment gut beantworten könnte.


Als Ressource habe ich wie gesagt das Schreiben für mich entdeckt. 


Die Trauerbegleitung hat mir geholfen, die Ambivalenz des Lebens auszuhalten. Ich hatte fantastische Eltern, das wird mir auch immer wieder in Gesprächen mit Freunden bewusst. Eine zeitlang dachte ich, dass das ganz selbstverständlich ist. Ich kannte es ja nicht anders. Mit der Zeit habe ich mitbekommen, dass viele Menschen nicht so ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben. Ich bin unfassbar dankbar dafür, dass ich solche Eltern hatte (und in gewisser Weise immernoch habe 😊) und ich merke, welches Ur-Vertrauen und welche Kraft mir meine Eltern gegeben haben. Gleichzeitig fehlen sie mir unendlich und es tut sehr sehr weh, sie nicht mehr direkt, also auf dieser Seite, bei mir zu haben. Das Leben hat mich also einerseits enorm beschenkt, andererseits tut der Abschied umso mehr weh und die Lücke und Stille, die dadurch entsteht, ist umso größer. Das auszuhalten finde ich schwer und dabei hat mir die Trauerbegleitung geholfen. 



Was würdest du Menschen sagen, die ebenfalls einen schweren Verlust erlitten haben und vielleicht mit dem Gedanken spielen, Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen? 


Ich kann nur dazu raten eine Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen. 


Nach dem Tod meiner Mutter hat sich mein Vater, der am Boden zerstört war, nach langem Zureden einen Psychologen gesucht, der ihn unterstützt hat. Diese Treffen haben ihm viel Halt gegeben und ihn auf eine Weise gestützt, die mein Bruder und ich als seine Kinder, aber auch die Freunde meines Vaters einfach nicht leisten konnten. 


Ich denke, optimal ist in einer solchen Situation der Trauer, wenn man mehrere Stützen hat: Familie, bei der man sich aufgehoben fühlt, Freunde, die für einen da sind und versuchen, einen aufzufangen, ein gutes Maß an Selbstfürsorge und im besten Fall eben auch jemand, der sich professionell mit dem Thema beschäftigt, ein*e Expert*in sozusagen, der einem mit seinem professionellen Hintergrund nochmal eine ganz andere Unterstützung an die Hand geben kann als die eigene Familie oder Freunde.


Ich hätte die Trauerbegleitung schon viel eher nach dem Tod meiner Mama in Anspruch nehmen sollen. Ich denke, dass hätte in vielen quälenden Momenten und Phasen geholfen. 



Gab es Momente oder Aspekte in unserer Zusammenarbeit, die für dich besonders wertvoll oder einzigartig waren? Wie würdest du die Atmosphäre beschreiben, die du in unseren Gesprächen erlebt hast? War es ein Raum, in dem du deine Trauer auf eine bestimmte Weise annehmen konntest?


Dieses unbedingte Vertrauen, dass bei mir sofort da war, deine enorme Zugewandtheit, deine Wärme und deine wahnsinnig liebevolle Art, wie du mit Menschen umgehst, fand und finde ich unfassbar. So etwas findet man nicht oft mit/bei Menschen. Das erzeugt ein riesiges Wohlgefühl. Besonders in einer Trauersituation, in der man ja sehr verletzlich und dünnhäutig ist und sein Innerstes nach außen kehrt, helfen einem diese Aspekte, sich zu öffnen und sich zu zeigen. 


Du hast mir immer wieder zu verstehen gegeben, dass ich mich an dich wenden kann, dass ich dir schreiben darf und dir mitteilen darf, wenn mir etwas Schweres auf dem Herzen liegt. Das hat mir auch sehr geholfen, weil mir das meine Sorge genommen hat, zur Last zu fallen.


Die Atmosphäre in unseren Gesprächen fand ich einfach wunderbar. Ich habe die Gespräche als sehr intensiv erlebt, ich habe viele Impulse bekommen, die mich auch nach unseren Gesprächen zum Nachdenken gebracht haben. Ich konnte meine Trauer definitiv annehmen bzw. mit ihr arbeiten, sie aufdröseln. Die Atmosphäre und der Raum hätten nicht besser sein können.



Kennst du diese Gefühle auch? Um wen trauerst du? Hast du bereits Erfahrungen mit Trauerbegleitung gemacht – und was hat dir dabei geholfen? Wenn nicht: Was hält dich noch davon ab, dir diesen Raum für dich zu nehmen?



Theres


 
 
 

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